Liebe Schwestern und Brüder!
Am kommenden Wochenende beginnen auch in Bayern die Ferien. „Endlich“ werden die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, die Eltern und viele andere sagen. Für manche endet mit dem Ferienbeginn ihre Schulzeit und ein neuer Lebensabschnitt als Azubi oder Student beginnt. Andere werden zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Auslandsaufenthalt machen, bevor es weitergeht. Nicht wenige Arbeitnehmer und Selbstständige treten in diesen Tagen den Ruhestand an.
Wie auch immer, ich möchte Ihnen allen für die kommende Zeit gute und erholsame Ferien wünschen. Durchatmen und Auftanken ist angesagt. Leib und Seele sollen sich erholen. Ein guter Urlaub sammelt Kräfte für den kommenden Lebensabschnitt.
Gönnen Sie sich Entspannung für Körper und Geist, aber auch Muße, um über Gott und die Welt, über Ihr Leben und Ihre Beziehungen nachzudenken. Nehmen Sie sich Zeit, über die wesentlichen Fragen des Lebens miteinander ins Gespräch zu kommen. Machen Sie in den kommenden Wochen viele gute Erfahrungen mit Ihren Nächsten in der Familie, im Freundeskreis und in der Nachbarschaft. Es sollen Ihnen viele gute Einsichten über das, was für das Leben wertvoll und wichtig ist, zuteilwerden. Vor allem hoffe ich, dass Sie auch wieder mehr zu Gott finden durch Besinnung, Gebet und Gottesdienst.
So wünsche ich Ihnen eine Urlaubszeit, die „runderneuert“. Gottes Segen möge Sie begleiten.
Ihr
Dr. Ludwig Schick
Erzbischof von Bamberg
Fastenhirtenbrief 2011 von Erzbischof Dr. Ludwig Schick (doc, 673 KB)
Liebe Schwestern und Brüder!
Heute ist Familiensonntag. Das diesjährige Motto lautet: „Liebe miteinander leben – beieinander bleiben“. Um den Wert von Ehe und Familie herauszustellen, wende ich mich erneut mit einem Hirtenbrief an Sie.
Ehe und Familie haben in der Kirche von Anfang an einen hohen Stellenwert. Sie werden als „gute Gabe Gottes“ und zugleich als „Aufgabe“ betrachtet. Als „Gabe“ werden Ehe und Familie heute gerne angenommen. Verschiedene neuere Umfragen haben ergeben, dass über 70 % der Deutschen die „Stabilität der Familie“ als Garant des Glücks und des Lebenssinns betrachten. Vor der „Aufgabe“ scheuen sich allerdings viele. Immer weniger junge Menschen lassen sich trauen. Ehe und Familie werden in der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Wir Christinnen und Christen haben die Pflicht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wir bekunden: Ehe und Familie sind eine gute Gabe Gottes für den einzelnen Menschen, für die Gesellschaft und die Kirche. Zugleich möchten wir mithelfen, dass sie gelingen. Als Kirche wollen wir zum Lebensglück der Menschen beitragen, deshalb setzen wir uns für Ehe und Familie ein.
Ehe und Familie sollen nicht „ins Wasser fallen“, sondern mit Gottes Segen gelingen. Das macht das heutige Evangelium klar. Damit Ehe und Familie des Brautpaares in Kana nicht ins Wasser fallen, schenkt ihnen Jesus bei ihrer Hochzeit Wein in Fülle, Zeichen für die Fülle seines Segens.
Auch alle heutigen Eheleute dürfen mit dem Beistand Jesu rechnen. In der kirchlichen Trauung schenkt er den Brautpaaren seinen Segen. Er lässt sie teilhaben an „seiner unverbrüchlichen Liebe“, die Ehe und Familie in Freud und Leid, in jungen Jahren und im Alter gelingen lässt. Deshalb meine Bitte an Sie, die jungen Erwachsenen: Lassen Sie sich kirchlich trauen! Der Segen Gottes schenkt Ihnen einen guten Start und begleitet Sie Ihr Leben lang.
Jesus sprach sich eindeutig dafür aus, dass „Liebe miteinander leben – beieinander bleiben“ von Frau und Mann für das ganze Leben gelten sollen. Frau und Mann sollen in der Ehe „ein Fleisch werden“. Sie sind von Gott verbunden, deshalb darf der Mensch sie nicht trennen. Sie sollen sich „lieben, achten und ehren“. Sie sollen sich in ihrem persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Leben unterstützen, damit es auch für Kirche und Gesellschaft fruchtbar wird.
Die eheliche Liebe wird durch Kinder bereichert und gefestigt. Jesus segnet die Kinder und fordert eindringlich, dass ihnen die Erwachsenen nur Gutes tun. Kinder sollen vor allem in der Familie Liebe und Geborgenheit erfahren sowie Erziehung und Entwicklungschancen erhalten.
Ehe und Familie sind Aufgaben. Wir alle können mithelfen, dass sie gemeistert werden. Zunächst können die Eheleute und Familien selbst ihren Beitrag dazu leisten. Sie sollen sich jeden Tag über ihre Ehe und Familie freuen und dankbar dafür sein. „Dankbarkeit muss wie die Liebe täglich erneuert werden, sonst stirbt die eine wie die andere“, schreibt der Schriftsteller Graham Greene. Zugleich sollen sie sich täglich neu auf ihre „Aufgaben“ in Ehe und Familie besinnen. Gelegenheit zum Danken und zum Erneuern der Liebe geben das tägliche Gebet, der gemeinsame Gottesdienstbesuch, der jährlich gefeierte Hochzeitstag, die Geburts- und Namenstage. Das Danken und das Besinnen müssen „eingeplant werden“, sonst werden sie allzu leicht vergessen.
Ein Zweites ist ganz wichtig: Die Familien brauchen eine gute „Gesprächskultur“. Das bedeutet: Sie nehmen sich Zeit, sich über ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Alltag auszutauschen und sich ihre Freuden und Leiden mitzuteilen. Albert Camus hat zu Recht festgestellt: „Wir müssen immer wieder das Gespräch mit unserem Nächsten suchen. Das Gespräch ist die einzige Brücke zwischen den Menschen“. Das gilt für die Ehepaare selbst, aber auch für ihre Kinder und Jugendlichen. Dabei sollten auch die Themen Menschenwürde, Werte und Tugenden, Moral und mitmenschliches Verhalten, Sinn des Lebens, Glaube und Religion besprochen werden. Die Familie ist die wichtigste Schule für das Leben, nicht zuletzt durch offene Gespräche.
Zur Gesprächskultur gehört auch, dass Radio und Fernseher abgeschaltet werden. Für das Gespräch in der Familie braucht es feste Zeiten, Regeln und die entsprechende Atmosphäre, sonst gelingt es nicht.
Ein wichtiger Stützpfeiler für die Familie ist der gut gestaltete Sonntag. Das Bundesverfassungsgericht hat im vergangenen Jahr eine wegweisende Entscheidung getroffen: Der Sonntag wurde geschützt, mehr verkaufsoffene Sonntage soll es nicht geben. Die Urteilsbegründung hebt hervor, dass der Sonntag vor allem für die Familien frei bleiben soll.
Nun liegt es an den Familien, den Sonntag auch zu nutzen. Wir brauchen eine „Sonntagskultur“, die die Familien zusammenführt und zusammenhält.
Sonntagskultur beginnt schon damit, dass man sich am Sonntag anders kleidet als am Werktag. Von Martin Luther stammt das Wort: „Das ist der Unterschied zwischen Tier und Mensch, dass dieser auch ein Sonntagskleid hat“. Der gemeinsame Kirchgang und das gemeinsame Essen sind Ausdruck familiärer Gemeinschaft. Unternehmungen der Familie am Sonntag sollten gemeinsam geplant sein. Die gute Gestaltung des Sonntags fällt nicht vom Himmel, sie muss gewollt und organisiert werden.
Ehen und Familien brauchen noch mehr gesellschaftliche Unterstützung. Geld ist nicht alles, aber ohne Geld geht es auch nicht. Die Familien, vor allem die kinderreichen, „verdienen“ mehr Geld. Sie müssen bei allen Maßnahmen der Gesetzgeber berücksichtigt werden. Die Erziehungszeit von Müttern und Vätern muss mehr finanzielle Anerkennung erfahren. Wegen den derzeitigen Steuerentlastungen wollen die Kommunen gegebenenfalls den Ausbau der Krippenplätze verschieben und die Gebühren für die Kindergartenplätze erhöhen. Das „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ darf aber die Kinderförderung nicht verlangsamen. Als Christinnen und Christen sagen wir den Politikern deutlich, was uns die Familien und die Kinder wert sind. Vor allem fordern wir für die kinderreichen Familien mehr Unterstützung vom Staat. Sie sind die Garanten unserer Zukunft. Kinderarmut ist für unseren „reichen Staat“ eine Schande.
Wichtig für die Ehen und Familien ist nicht zuletzt das ehrenamtliche Engagement, zu dem wir alle aufgerufen sind. Ich möchte in diesem Zusammenhang erneut auf die Kindertagesstätten unserer Pfarrgemeinden hinweisen. Sie sollen nach und nach alle zu „Familienstützpunkten“ ausgebaut werden. Wir alle können dabei mitwirken und dem Kindergartenpersonal helfen. Die Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen sollen regelmäßig die Familienpastoral und die Kindergärten zum Thema machen. Pfarrer, Kapläne, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können durch regelmäßige Besuche in den Kindertagesstätten die Erzieherinnen unterstützen. Helfen Sie mit, dass in den Pfarreien Familienkreise gebildet werden, die den gegenseitigen Austausch von Ehepartnern, Eltern und Kindern verbessern. Pfarreien können sicher noch sehr viel mehr Engagement für Ehe und Familie entwickeln. Nehmen Sie auch die Aktivitäten unseres diözesanen „Familienbundes der Katholiken“, unserer Diözesanverbände und Einrichtungen sowie die Angebote unserer „Familienseelsorge“ im Erzbischöflichen Ordinariat wahr.
Noch ein Wort an die ältere Generation: Omas und Opas sind wichtig für ihre Kinder und Enkel. Viele junge Familien haben allerdings keine eigenen Verwandten in der Nähe. Es wäre schön, wenn sich viele als Leih-Oma oder -Opa zur Verfügung stellen könnten. Viele Eltern wären dankbar, vor allem aber auch unsere Alleinerziehenden, wenn sie auf diese Weise wenigstens ab und zu einen freien Abend für sich hätten.
Ich möchte auch die Betriebe ansprechen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann noch verbessert werden. Treten Sie dem Aktionsbündnis „Familienfreundlichkeit“ bei. Tun Sie alles, damit die Familien Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mit Ihrer Hilfe rechnen können.
Wir stehen kurz vor dem Ökumenischen Kirchentag in München. Das sollte ein Anlass für uns sein, unser besonderes Augenmerk auf die konfessionsverschiedenen Ehen zu legen. Es ist erfreulich, dass inzwischen in vielen Ehen und Familien Ökumene im Kleinen gelebt wird. Das kann ein Vorbild für die Kirche als Ganze sein! Konfessionsverschiedene Ehepartner können konfessions-verbindend wirken. Ich möchte sie trotz aller Schwierigkeiten dazu ermuntern! Die Pfarreien bitte ich, noch mehr für die Beheimatung und Begleitung der konfessionsverschiedenen Eheleute und Familien in den Gemeinden zu tun.
Eine besondere Aufgabe sehe ich auch in den religionsverschiedenen Ehen. Sie nehmen zu. Sie sind vor besondere Aufgaben gestellt und mit speziellen Problemen konfrontiert. Für sie müssen eigene pastorale Hilfen angeboten werden.
Liebe Mitchristen! Ehe und Familie sollen nicht ins Wasser fallen! Jesus hat es in Kana nicht zugelassen; er beschenkt auch heute die Ehen und Familien mit seinem Segen. Ohne Ehe und Familie ist kein Staat zu machen, ohne Ehe und Familie kann Kirche nicht leben, ohne Ehe und Familie gibt es keinen echten Fortschritt. Jeder Einsatz für Ehe und Familie ist eine gute Investition in die Zukunft.
Ich wünsche Ihnen allen, heute besonders den Familien, alles Gute und segne Sie im Namen + des Vaters, + des Sohnes und + des Heiligen Geistes.
Ihr Erzbischof
Dr. Ludwig Schick
Dieses Wort ist am Sonntag, 17. Januar 2010, in allen Gottesdiensten, auch in den Vorabendmessen und Wort-Gottes-Feiern, zu verlesen.
Liebe Schwestern und Brüder!
1.
Die Fastenzeit will nicht beschneiden und arm machen, sondern bereichern. Sie lädt ein, Gott und alles, was er geschaffen hat, neu zu entdecken und mehr zu lieben. Der Aufruf der Heiligen Schrift: „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15), ist Ruf zum ‚Leben in Fülle’. Dazu sollen wir das, was das Leben mit Gott, den Mitmenschen und der Schöpfung behindert, aufgeben. Das Evangelium zeigt uns die Wege zur Umkehr. Jesus Christus lädt uns ein, ihm zu folgen, damit wir „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).
2.
Im Jahr 2009 möchten wir im Erzbistum Bamberg das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ in den Mittelpunkt stellen. Was hat das mit der Fastenzeit zu tun? Erinnern Sie sich an die Versuchungen Jesu, wie sie Matthäus und Lukas berichten? Dabei führt der Teufel Jesus auf einen hohen Berg; er zeigt ihm alle Reiche dieser Welt. Dann verheißt er, dass er ihm „all die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche“ (Lk 4,6) geben will, wenn er sich vor ihm niederwirft und ihn anbetet. Jesus antwortet dem Teufel darauf: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Lk 4,8)! Mit‚ allen Reichen dieser Welt’ ist auch aller Reichtum der Natur und Schöpfung gemeint. Zur Zeit Jesu war das noch mehr der Fall als heute. Wir setzen Reichtum oft mit Geld und Kapital gleich. Zur Zeit Jesu bestanden die ‚Macht und Herrlichkeit der Reiche dieser Welt’ vor allem in den Gaben der Natur, den Tieren und Pflanzen sowie den Bodenschätzen. Jesus hält dem Versucher entgegen, dass der Mensch Gott dienen soll. ‚Gott dienen’ heißt in diesem Zusammenhang: Mit Seiner Schöpfung umgehen, wie Gott es will. Das bedeutet, dankbar annehmen, was Gott in der Natur geschenkt hat, es nutzen und entfalten sowie zugleich für die nachfolgenden Generationen bewahren.
Ich möchte Sie einladen, in der Fastenzeit 2009 über die Schöpfung Gottes nachzudenken. Uns allen wünsche ich mehr Liebe zur Natur und zum Kosmos, zur Pflanzen- und Tierwelt, vor allem aber zu den Menschen. Lassen Sie sich anregen, „umzukehren“ und „Gott allein zu dienen“, auch im Umgang mit Seiner Schöpfung.
3.
Die Herausforderungen in Bezug auf die Bewahrung der Schöpfung machen einschneidende Veränderungen unseres Lebensstils erforderlich. Die Religionen können für den dazu nötigen Bewusstseinswandel eine große Hilfe sein. Besonders die katholische Kirche hat die Chance, ihre Stärken im Interesse der ganzen Menschheit einzubringen. Sie ist nicht nur weltweit die zweitgrößte Religionsgemeinschaft, sie ist auch mit Abstand die ‚Organisation’, die in allen Erdteilen am besten und effektivsten vertreten ist. Wir Christen können und müssen eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung der Schöpfung übernehmen. Unser Menschenbild und Schöpfungsverständnis tragen ein großes Motivationspotenzial in sich.
Darin liegt auch ein Auftrag und eine Chance für die Ökumene. Für die Bewahrung der Schöpfung weltweit ist das ökumenische Miteinander sehr wichtig. Zugleich bringt das gemeinsame Wirken für die Ökologie uns einander näher und fördert die Einheit der Christen. Die vereinte Christenheit kann entscheidend dazu beitragen, die drohende Zerstörung der Natur und des Kosmos zu verhindern.
Als Christen fordern wir aber auch - gerade in dem vor uns liegenden „Superwahljahr“ - von der Politik, das Ihre zu tun, um die Umwelt zu bewahren. Die Politik muss sich entschiedener für die Reduzierung des CO2 -Ausstoßes und gegen die Erderwärmung einsetzen. Mehr Investitionen sind dafür erforderlich.
4.
Liebe Schwestern und Brüder! Als gläubige Menschen bringen wir für die Bewahrung der Schöpfung vor allem die Liebe zum Schöpfer ein. Wir erinnern dazu an die ‚Schöpfungsberichte’ der Bibel (vgl. Gen 1 und 2). Sie stellen fest, dass der menschenfreundliche Gott alles wunderbar eingerichtet hat. Wir denken an die Gleichnisse Jesu, in denen Seine Achtung vor der Natur zum Ausdruck kommt (vgl. Mt 13,1-53). Wir beten den Psalm 104: „Ein Loblied auf den Schöpfer“. Wir haben auch viele gute Vorbilder der Kirchengeschichte vor Augen, zum Beispiel: Franz von Assisi mit seinem Sonnengesang, Hildegard von Bingen und den hl. Benedikt. Sie und viele andere Heilige haben zu ihrer Zeit die Schöpfung geliebt, gepflegt und kultiviert.
Mit der Bibel wussten sie alle auch, dass der Mensch Teil und Krone der Schöpfung ist. Wir Christen verfallen nicht der Ideologie mancher in der ökologischen Bewegung, die das Leben von Bäumen und Tieren höher als das Leben eines Embryos achten, der ein Mensch im Frühstadium seiner Entwicklung ist. Die Sorge um die Schöpfung muss die Achtung des Menschen in allen seinen Lebensstadien besonders betonen.
5.
Wir haben uns viel vorgenommen, um in unserer Erzdiözese die Liebe zum Schöpfer und zur Schöpfung zu fördern und voranzubringen. Unsere Gemeinden und Einrichtungen sollen helfen, dass die CO2-Emissionen, die unsere Natur so sehr schädigen, zurückgefahren werden. Auf dem Feuerstein wird heute eine Energie- und Klimaoffensive gestartet. Wir setzen damit eine Vorgabe unseres Pastoralplans „Den Aufbruch wagen – heute!“ um (vgl. Abschnitt
„Schöp-fungsverantwortung“, S. 71). Ein Sonderfonds in Höhe von fünf Millionen Euro soll die Initiative ‚Bewahrung der Schöpfung’ unterstützen. Er soll helfen, klimaschonende Bau- und Renovierungsmaßnahmen durchzuführen, aber auch Energie- und Umweltmanagement zu fördern. Wirken Sie in den Pfarrgemeinden, besonders in den Gremien ‚Pfarrgemeinderat’ und ‚Kirchenverwaltung’, dabei mit!
6.
Die Misereor-Fastenaktion weist uns in diesem Jahr unter dem Motto „Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können“ auf den wichtigen Zusammenhang des Klimawandels mit dem Hunger in der Welt hin. Nachhaltiges Wirtschaften ist auch eine Forderung globaler Gerechtigkeit und Solidarität. Der „Katechismus der Katholischen Kirche“ begründet die Pflicht der Gläubigen, „die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten“, mit dem siebten Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ (Ex 20,15). Er schreibt: „Die Herrschaft über die belebte und die unbelebte Natur, die der Schöpfer dem Menschen übertragen hat, ist nicht absolut; sie wird gemessen an der Sorge um die Lebensqualität des Nächsten, wozu auch die künftigen Generationen zählen; sie verlangt Ehrfurcht vor der Unversehrtheit der Schöpfung“ (KKK Nr. 2415). Es darf nicht sein, dass wohlhabende Nationen – das heißt konkret wir – auf Kosten anderer leben. Bekanntlich verursachen hauptsächlich die Konsumgesellschaften Europas und Nordamerikas den Klimawandel. Umgekehrt bekommen vor allem die Armen der südlichen Halbkugel dessen Folgen zu spüren. Die Auswirkungen davon werden aber mittelfristig auch uns direkt betreffen. „Vergesst die Armen nicht!“, mahnt die Heilige Schrift. Dazu gehört, dass wir alles uns Mögliche tun, dass die Erde allen Menschen aller Zeiten Nahrung und Wohnraum bietet.
Auch das diesjährige Heinrichsfest wird sich mit dem Thema ‚Bewahrung der Schöpfung’ auseinandersetzen. Schon jetzt lade ich Sie ein, am 12. Juli nach Bamberg zu kommen und sich darüber zu informieren, was wir in unserer Erzdiözese konkret dazu beitragen können.
7.
Vor 200 Jahren wurde Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, geboren. Zwischen seinen Erkenntnissen und der Schöpfungstheologie wurde sehr oft ein Gegensatz konstruiert. Das muss nicht sein. Naturwissenschaft und Theologie betrachten die Schöpfung aus verschiedenen Blickwinkeln. Beide Sichtweisen gehören zusammen und ergänzen sich. Sie müssen sich in ihrer Eigenständigkeit gegenseitig achten. Die Evolution hat die Pflanzen- und Tierwelt bis hin zum Menschen hervorgebracht – in der Schöpfung hat sich eines aus dem anderen auf geradezu wunderbare Weise entwickelt. Wer daraus die Schlussfolgerung zieht, dass es also keinen Gott braucht, der hat ein so primitives Gottesbild, das man tatsächlich nicht braucht, weil es nicht brauchbar ist. Als Christen dürfen wir uns über jede neue Erkenntnis der Naturwissenschaften freuen, weil sie uns deutlich macht, wie groß die Weisheit Gottes ist, die hinter allem steht. Der „Katechismus der Katholischen Kirche“ schreibt dazu: „Die Frage nach den Ursprüngen der Welt und des Menschen ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Forschungen, die unsere Kenntnis über das Alter und die Ausmaße des Universums, über das Werden der Lebensformen und das Auftreten des Menschen unerhört bereichert haben. Diese Entdeckungen sollten uns anregen, erst recht die Größe des Schöpfers zu bewundern, ihm für all seine Werke und für die Einsicht und Weisheit zu danken, die er den Gelehrten und Forschern gibt“ (KKK Nr. 283). Auch die großen Naturwissenschaftler bestätigen, dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse und der Glaube an Gott vereinbar sind. Albert Einstein hat das schöne Wort geprägt: „Ein wenig Naturwissenschaft macht gottlos, viel Naturwissenschaft macht gläubig“. Charles Darwin selbst schreibt: „Ich habe niemals die Existenz Gottes verneint. Ich glaube, dass die Entwicklungstheorie absolut versöhnlich ist mit dem Glauben an Gott.“
Liebe Schwestern und Brüder!
8.
Die Fastenzeit will uns von falschem Denken und Handeln befreien. Die Tugenden des Maßhaltens und der Askese werden uns bei der Bewahrung der Schöpfung eine große Hilfe sein. Die vorösterliche Bußzeit lädt uns ein, durch Verzicht auf Überflüssiges und Schädliches besser und glücklicher zu leben. Sie lehrt uns Bescheidenheit und Solidarität. Die Fastenzeit lädt ein, Gott allein zu dienen und deshalb alles, was er geschaffen hat, vor allem unsere Mitmenschen, so zu lieben, wie er sie liebt.
Mit herzlichen Grüßen für eine gnadenreiche vorösterliche Bußzeit erbitte ich Ihnen den Segen des allmächtigen und gütigen Gottes + des Vaters, + des Sohnes und + des Heiligen Geistes
Ihr Erzbischof
Dr. Ludwig Schick
Erzbischof von Bamberg
Liebe Schülerinnen und Schüler, Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Senioren, verehrte Schwestern und Brüder!
In dieser Woche beginnen für viele die Ferien. Ich wünsche allen eine schöne und gesegnete „freie Zeit“! Sie sollen erleben, wie gut es tut, nicht gehetzt, von der Uhr bestimmt, von Terminen gejagt, von Verantwortungen und Verpflichtungen getrieben zu sein. Ihr sollt Zeit haben und Euch Zeit nehmen. Genießt: Ich muss nicht an die Arbeit, ich muss nicht in die Schule, keiner kommandiert, keiner kontrolliert, keiner fragt mich: „Hast du schon ...?“, keiner sagt: „Du musst noch ...!“.
Glücklich, wer sagen kann: „Heute habe ich Zeit. Zeit für mich und Zeit für dich, Zeit zum Anhören und Reden, Zeit für Freundschaft, Liebe und Hilfe.“ Und schön zu erfahren: „Jemand hat Zeit für mich, fragt mich, was er vielleicht sonst noch für mich tun könnte, schenkt mir Zeit.“
Das Erste und Wichtigste, was ich Ihnen und Euch wünsche und auch für den Urlaub anrate: Sich in den Ferien Zeit zu nehmen. Man kann auch die Ferien verplanen, von Aktion zu Aktion hetzen, vom Erlebnispark zum Kulturevent, vom Festival zum Museum, vom Ferien-Highlight in fernen Ländern zum Fest oder zur Party zu Hause. So geht die Ferien- und Urlaubszeit auch vorbei, das Fotoalbum ist gefüllt, man kann viel erzählen. Aber man ist müde und gestresst wie zuvor und vielleicht noch mehr. Wo immer Sie die Ferien verbringen: Nehmen Sie sich Zeit für sich, füreinander in der Familie und im Freundeskreis und für Gott beim Nachdenken, Beten und im Ausruhen; nehmen Sie sich auch Zeit für die Natur und Schöpfung, ob am Meer, in den Bergen oder Zuhause.
Die erste: Als der Andrang der Menschen sehr groß war, sagt Jesus zu den Aposteln: „Lasst uns ein wenig abseits gehen und ausruhen!“ Jesus, der göttliche Menschenfreund weiß, dass wir Menschen Zeit brauchen, um für uns zu sein, ohne die Ansprüche der anderen, ohne Anforderungen, ohne Hektik und Stress. Ausruhen und dabei etwas Gutes für sich tun und von anderen erfahren, das sind Ferien.
Die andere Episode: Jesus befindet sich am See Genezareth; er sieht die Felder und Wiesen, die Vögel und die Blumen. Dabei sagte er zu den Menschen: „Betrachtet die Blumen des Feldes! Sie weben und spinnen nicht. Aber selbst Salomo, der mächtige König, war in all seiner Pracht nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen.“ Und er zeigt auf die Vögel des Himmels, die sich von den Getreidefeldern ihre Nahrung holen und sagt: „Der himmlische Vater ernährt sie“. Dem fügt er hinzu: „Ihr seid viel mehr wert als sie.“
Ausruhen und sich sagen beziehungsweise erfahren, wie „wertvoll“ jeder von uns ist, das sind die Ratschläge Jesu für einen guten Urlaub. Wir, jeder von uns ist wertvoll. Nicht weil wir viel arbeiten, weil wir viel leisten, weil wir reich und hübsch sind, gesund und fit, sondern weil wir da sind, von Gott gewollt, wichtig für seine Pläne mit der Menschheit und der Welt und für seine Ewigkeit bestimmt, deshalb sind wir „wertvoll“.
Liebe Mitchristen!
Ich wünsche Ihnen und Euch viel Zeit in schönen Ferien und einen erholsamen Urlaub. Gönnen Sie sich Zeit, nehmen Sie sich Zeit. „Entschleunigen“ Sie Ihr Leben. Entdecken Sie die Tugend und Gabe der „Langsamkeit“. Ruhen Sie aus. Ich wünsche, dass Sie im Urlaub erfahren: Ich bin wertvoll; es ist gut, dass ich da bin für mich, für die anderen und für Gott.
Ich wünsche auch den Familien, dass sie sich bewusst werden: Es ist gut, dass wir zusammengehören; unsere Familie ist schön. Wir sind wertvoll füreinander, für unsere Kirche und für unsere Gesellschaft.
Ich wünsche auch den Alleinstehenden und Singles, dass sie neu erkennen, dass ihr Leben wertvoll ist und sie gebraucht werden - von ihren Angehörigen, Freunden und Kollegen.
Ausruhen und sich Zeit nehmen, um zu entdecken, dass ich und wir wertvoll sind: Das soll die Ferienzeit Ihnen und Euch schenken. Aus diesem Bewusstsein können wir leben und auch im Alltag die nötige Kraft haben, dem Stress Widerstand zu leisten, gelassen zu bleiben und unsere Aufgaben gut und gern zu erfüllen.
Mit allen guten Wünschen und der Bitte um den Segen Gottes für gute, erholsame Ferien grüßt Sie und Euch herzlich
Ihr und Euer Erzbischof
Ludwig Schick
Erzbischof von Bamberg
26.07.08: Hirtenbrief zur Ferien- und Urlaubszeit 2008 (pdf, 13 KB)
Liebe Schwestern und Brüder!
„Seid wachsam, steht fest im Glauben“ (1 Kor 16,13) Diese Bitte des Apostels Paulus an die Korinther möchte ich Ihnen heute ans Herz legen. Die Fastenzeit war seit Anfang der Kirche der Glaubensvertiefung gewidmet. In den 40 Tagen vor Ostern wurden die Taufbewerber durch Katechesen über das Glaubensbekenntnis und die Bedeutung der Sakramente auf die Taufe in der Osternacht vorbereitet. Mit ihnen sollten aber auch alle bereits Getauften in dieser Zeit ihren Glauben erneuern.
Dieser Tradition folgend möchte ich Sie zu Beginn der vorösterlichen Bußzeit 2008 einladen, in den kommenden Tagen über Ihren Glauben nachzudenken und ihn zu vertiefen.
Der neue „Religionsmonitor“ der Bertelsmannstiftung bestätigt: Siebzig Prozent der Deutschen bezeichnen sich als religiös. Das bedeutet: Sie beschäftigen sich mit religiösen Fragen. Die Vorstellungen über Religion gehen dabei aber weit auseinander. Schon beim Begriff „Gott“ glauben die einen an einen persönlichen Gott, an ein „Du“, das man ansprechen kann. Andere stellen sich unter 'Gott' irgendeine „höhere Macht“ oder „etwas Göttliches“ vor, das in allem wirkt und waltet. Viele verstehen unter Religion heute das, was ihnen das Gefühl von Geborgenheit und des Wohlbefindens im Stress und der Hektik des Alltags schenkt. Für nicht wenige besteht Religion in Ethik und Moral, Normen und Geboten, die das persönliche Leben ordnen und die Gesellschaft zusammenhalten.
Auch wenn die Frage nach der Religion bei über zwei Dritteln der Deutschen eine Rolle spielt, zeigt auf der anderen Seite ein Blick in unsere Sonntagsgottesdienste und auch auf die Zahl der Kirchenaustritte: Die Religion, zumindest in der Form, wie wir sie seit Jahrhunderten in Deutschland kennen, ist auf dem Rückzug. Es scheint sich immer mehr zu bewahrheiten, was schon vor 150 Jahren ein Theologe angstvoll beschwor: „Die Altäre des Herrn werden bald verwaist dastehen.“
Liebe Schwestern und Brüder! In dieser Situation ist es wichtig, dass wir uns Rechenschaft über unseren Glauben geben. Christsein ist mehr als ein Gefühl. Der christliche Glaube ist auch nicht ein System von Glaubenssätzen oder ein Regelwerk von Geboten und Verboten. Er ist auch kein „ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit eine entscheidende Richtung gibt.“ So hat Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Gott ist die Liebe“ – (Nr. 1) geschrieben! Dieses „Ereignis“, diese „Person“ ist Jesus Christus. Unser Glaube hat ein Gesicht. Auf Jesus von Nazareth müssen wir schauen, damit unser Glaube „gesund wird“, wie es im Brief an Titus heißt (Tit 1,13). Als Christen sind wir „im Glauben“, wenn wir auf Christus schauen und mit ihm das Leben gestalten.
Jesus Christus ist nicht „der große Unbekannte“. Die Evangelien haben sein „Porträt“ gezeichnet, wir kennen seine Biographie; sein „Programm“ steht fest und ist von IHM selbst „vorgelebt“. Die vier Evangelien sind Einladungen, mit Jesus Christus zu leben und zu wirken. Wer sie betend liest, hört seine Stimme. ER ist selbst die ‚Frohe Botschaft’ „eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt“ (Röm 1,16).
Mutter Teresa von Kalkutta schreibt: „Der Glaube ist ein Gottesgeschenk, das durch das Gebet kommt.“ Der Glaube an Jesus Christus ist uns geschenkt. Dieses Geschenk muss aber angenommen werden. Täglich sollen wir Jesus Christus ein Stück näher kommen und mit IHM leben.
Der Glaube ist mit dem Schwimmen vergleichbar: Man muss sich dem Wasser anvertrauen, um zu erfahren, dass es trägt. Jesus Christus, seinem Leben und seiner Botschaft vertrauen wir uns an im Gebet und Gottesdienst, im Gespräch über IHN und im Handeln mit IHM. Vor allem entfaltet sich der Glaube beim Weitergeben. Wer freudig von seinem Glauben anderen Menschen berichtet und ihnen hilft, Jesus Christus als „Weg, Wahrheit und Leben“ (Joh 14,6) zu finden, für den wird der Glaube immer echter und trägt ihn.
Euch, liebe Kinder und Jugendliche, möchte ich besonders einladen, den Glauben an Jesus Christus in der kommenden Fastenzeit neu zu entdecken. Ich wünsche Euch „Mitmachfreude“! Macht mit im Religionsunterricht, beim Beten, im Gottesdienst, bei den Ministranten, in der Jugendgruppe, beim Helfen im Altenheim oder bei Behinderten und erzählt, was ihr dabei erlebt. Aus Eurer „Mitmachfreude“ wird dann „Glaubensfreude“.
Der Glaube an Jesus Christus macht unser Leben reich, er schenkt ganz neue Horizonte, er gibt uns Wurzeln und zugleich Flügel. Er schenkt uns Halt und Tiefgang, er hilft uns, unsere Talente zu entdecken und einzubringen, er setzt körperliche, geistige und seelische Kräfte frei. Er schenkt Hoffnung, die trägt. „Der Glaube nimmt nichts. Christus gibt alles, was das Leben frei, schön und groß macht“, so hat Papst Johannes Paul II. gesagt.
Der Glaube lässt uns auch erkennen, dass Freiheit und Friede mehr wert sind als Reichtum und Macht, dass das gute Miteinander mehr bedeutet als allein für sich zu sein und dass der Einsatz für andere mehr bringt als Geiz und Neid. „Wer glaubt, weiß mehr“, hat Erich Kästner formuliert. Wer glaubt, lebt sinnvoller, hat mehr Zuversicht, ist mutig und stark (vgl. 1 Kor 16,13).
Ich möchte eine ganz konkrete Einladung an Sie und Euch alle aussprechen: Die Generationen vor uns haben ihre Erfahrungen mit dem Glauben im „Glaubensbekenntnis“ zusammengefasst. Nehmen Sie sich für diese Fastenzeit vor, das Glaubensbekenntnis „Stück für Stück“ zu meditieren; den Text finden Sie im Gotteslob (Nr. 2,5).
Denken Sie in der ersten Fastenwoche über Gott, den guten Vater, den Schöpfer und Erhalter der Menschheit und der ganzen Welt nach.
Meditieren Sie in der zweiten Woche Jesus Christus, Gottes Sohn, geboren von der Jungfrau Maria. Er ist unser Herr und unser Bruder. Denken Sie über sein Leben, seinen Einsatz für die Menschen, über sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung nach und wie er zur Rechten Gottes sitzt, von wo aus er immer bei uns ist.
In der dritten Woche stellen Sie sich den Heiligen Geist vor Augen, „der Herr ist und Leben spendet“. Auch in unserer Zeit wirkt Gottes Heiliger Geist. Er wird alle 'Ungeister' überwinden und Gottes Reich, der „Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude“ (Röm 14,17) vollenden.
Dann, in der vierten Woche denken Sie über die Kirche nach. Nach außen besteht sie aus Menschen und es „menschelt“ in ihr. Von innen betrachtet, ist sie Sprachrohr Gottes, sie verkündet das Evangelium und feiert die Sakramente, sie vermittelt und erhält den Kontakt mit Jesus Christus und bringt „Heilige“ hervor.
Betrachten Sie in der fünften Woche die Auferstehung der Toten, den neuen Himmel und die neue Erde und das ewige Leben bei Gott. Das wird Ihnen viel Trost und Hoffnung schenken!
In der Karwoche können Sie dann alle Ihre Gedanken über das Glaubensbekenntnis zusammen-fassen. So werden Sie reich beschenkt in die drei „Heiligen Tage“ eintreten und ein gesegnetes und frohmachendes Osterfest feiern. Es wird sich erfüllen, was Paulus den Thessalonichern schreibt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich wünsche Ihnen für diese Fastenzeit, dass 'Ihr Glaube wächst und die Liebe bei Ihnen zunimmt'. Deutschland ist – Gott sei Dank – kein Land der Gottlosen! Besonders unsere jungen Menschen sind aufgeschlossen für die Fragen der Religion. Wir haben die große Chance, ihnen den christlichen Glauben zu vermitteln. Nutzen wir sie! Beten Sie um den Glauben für sich und Ihre Mitmenschen und vertiefen Sie ihn.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit und ein frohmachendes Osterfest.
Dazu segne Sie der gütige menschenfreundliche Gott + der Vater, + der Sohn und + der Heilige Geist.
Ihr Erzbischof
Dr. Ludwig Schick
Liebe Schwestern und Brüder!
“Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ Diesen Gruß des Apostels Paulus an die Korinther möchte ich an Sie alle richten, liebe Mitchristen im Erzbistum Bamberg. Heute, am Familiensonntag, soll er aber ganz besonders den Familien gelten. Gnade bedeutet: gütige Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Gnade ist das Wohlwollen und die unverdiente Hilfe, die Gott uns schenkt, damit wir seinem Ruf entsprechen können. Diese Gnade und den Frieden Gottes, der all unseren Unfrieden überwinden kann, wünsche ich Ihnen, den Ehegatten, den Eltern und Kindern, jung und alt. Der gütige, menschenfreundliche Gott möge sich den Familien zuwenden und sie in Liebe und Freude zusammenhalten.
Mit dieser Bitte an Gott verbinde ich auch einen Wunsch, liebe Familien: Pflegen Sie das Gebet! Wenn Sie das Beten in der Vergangenheit vielleicht vernachlässigt haben, nehmen Sie es wieder auf.
Ich weiß, dass in vielen Familien ein gemeinsames Essen nicht sehr oft möglich ist – manchmal nur an den Samstagen und Sonntagen. Trotzdem mein Vorschlag: Beten Sie vor allem vor und nach den gemeinsamen Mahlzeiten. Verbinden Sie mit der Bitte und dem Dank für das Essen, den Dank und die Bitte für ein gutes Ehe- und Familienleben. Für das gemeinsame Beten in der Familie gibt es viele Anregungen im Gotteslob, in Büchern, Gebetsheften und durch die ‚Gebetswürfel’. Ihre Pfarrer oder Seelsorger beraten Sie gern. Gehen Sie auch so oft wie möglich gemeinsam zum Sonntagsgottesdienst.
Das regelmäßige Beten miteinander ist eine große Hilfe. Es hält die Familie zusammen, verhindert das Auseinanderleben und gibt Kraft, Schwierigkeiten und Krisen zu überwinden. Die selige Mutter Teresa von Kalkutta schreibt: „Eine Familie, die zusammen betet, bleibt zusammen.“
Ich bitte auch die Kirchengemeinden für die Ehen und Familien oft zu beten. Bei den Fürbitten in den Gottesdiensten soll regelmäßig eine Bitte für die Familien vorkommen. Durch das private und öffentliche Gebet können wir alle zur Stabilität der Ehen und zum Gelingen des Familienlebens beitragen.
Das Familienleben ist derzeit vielen Problemen und Gefahren ausgesetzt. Zentrifugale Kräfte bedrohen es; die Arbeit und die Arbeitszeitregelungen, die Schulstundenpläne und die Freizeitangebote sowie die geforderte Mobilität im Beruf machen ein geregeltes Familienleben schwer. Die All-Gegenwart der Medien, die unser ganzes Leben zu beschlagnahmen drohen, lassen auch in den eigenen vier Wänden keine Ruhe zu. Nicht zuletzt bedroht die Abwertung des traditionellen Familienlebens in der öffentlichen Meinung den Zusammenhalt in Ehe und Familie.
Liebe Familien! Lassen Sie sich von diesen negativen Einflüssen nicht beherrschen. Leisten Sie Widerstand! Schenken Sie sich bewusst feste Zeiten der Zuwendung und des Zusammenseins. Gemeinsam erlebte Stunden im Familienalltag sind oft mühsam einzuplanen – aber sie sind auch heute möglich!
Johannes bezeugt im Evangelium: „Er ist der Sohn Gottes“ (Joh 1,33). Auf IHN sollen wir hören, denn durch Jesus Christus kamen die „Gnade und die Wahrheit“ (vgl. Joh 1,17). Als wichtige Botschaft bekräftigt Jesus in seiner Verkündigung, dass Ehe und Familie gottgewollt sind. Gott selbst hat sie gegründet und ihnen die ‚Grundverfassung’ gegeben.
Die Familie ist die Urzelle des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens. Die Familie wird „Hauskirche“ genannt. Das bedeutet: Eltern und Kinder sollen eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe sein.
Der Familie kommt in der Kirche und für die Kirche einzigartige Bedeutung zu. In der „Hauskirche“ lernen die Kinder Gott und den Nächsten lieben und werden ins kirchliche Leben eingeführt.
„Ohne Familie ist kein Staat zu machen“. Die Ehe ist der natürliche Ort der Geburt und der Erziehung von Kindern. Die Familie ist die Gemeinschaft, in der man von jung auf lernt, die sittlichen Werte zu achten und die Freiheit richtig zu gebrauchen. In ihr wird ganzheitliche Bildung zum Menschsein vermittelt. Das Familienleben ist eine Einübung in das gesellschaftliche Leben und eine Art Schule für die Entfaltung der Humanität.
Als Christen und Kirche weisen wir immer neu auf die Bedeutung der Familie hin. Deshalb fordern wir auch vom Staat, den Arbeitgebern und allen Verantwortungsträgern unserer Gesellschaft, die Ehe und Familie „hoch und heilig zu halten“. Der Artikel 6 unseres Grundgesetzes muss uneingeschränkte Gültigkeit haben. Er lautet im Absatz (1): „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.“ Dieser Grundsatz muss bei allen Gesetzen und Regelungen im öffentlichen und privaten Leben beachtet werden.
Als Christen und Kirche wollen wir aber nicht nur Hilfen vom Staat und von anderen fordern, wir wollen auch geben. Wir bringen uns selber ein und wollen alles zum Wohl der Familien tun. Ich bitte deshalb, in allen Pfarreien und Seelsorgebereichen ein Projekt „familienfreundliche Pfarrei“ zu starten. Dazu möchte ich folgende Anregungen geben: Zunächst sollten alle Pfarrgemeinderäte, die Verbände und andere Interessierte mit ihren Pfarrern eine Bestandsaufnahme mit folgenden Fragen machen: Sind wir eine familienfreundliche Pfarrei? Was ist diesbezüglich zu verbessern? Gibt es familiengerechte Gottesdienste? Sind spezielle Angebote für Eltern, Kinder und Jugendliche in der Pfarrei vorhanden? Gibt es einen Kreis junger Familien? Können Eltern in der Pfarrei zusammenkommen, um sich über ihre Freuden und Sorgen in der Familie auszutauschen? Gibt es in dieser Zeit Beaufsichtigungs- und Betreuungsangebote für die Kinder? Gibt es in der Pfarrei ein Netzwerk für Ehen und Familien in Not? Kann die Pfarrei helfen, wenn Kinder kurz- und längerfristig betreut werden müssen, weil die Eltern, aus welchem Grund auch immer, ausfallen? Gibt es für Alleinerziehende und gescheiterte Familien Hilfsangebote? Gibt es die Ehe- und Familienpastoral? Finden kinderreiche Familien genügend Berücksichtigung?
Sind unsere Kindergärten „Familienstützpunkte“? Wir haben im Rahmen des Jubiläumsjahres die Initiative „Katholische Kindertagesstätten auf dem Weg zum Familienstützpunkt“ gestartet. Demnächst werden die Ergebnisse der zehn ausgesuchten Testkindergärten vorgestellt. Dann sollen daraus die praktischen Konsequenzen für alle gezogen werden. Mit dieser Initiative können alle ca. 330 kirchlichen Kindertagesstätten in unserem Erzbistum „Familienstützpunkte“ werden. Die Kindergärten können besonders den jungen Familien in den einzelnen Pfarreien sehr helfen, sich besser kennen zu lernen, ihre Erziehungskompetenz zu stärken, mehr aufeinander zu achten und bei Schwierigkeiten sich gegenseitig zu helfen. Dazu ist es sehr hilfreich und wünschenswert, dass die Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft von der Gesamtpfarrei in Wort und Tat unterstützt werden.
Liebe Familien! Leben Sie die „Liebe miteinander“. Liebe muss tagtäglich im Alltag gelebt werden! Sie ist mehr als ein Gefühl. Liebe ist „Akt der Erkenntnis und des Willens“. Mit Verstand und Willen müssen die Eltern, die Kinder und gegebenenfalls andere Personen, die Pflichten in der Familie jeden Tag neu übernehmen und praktizieren. Rücksicht, Hilfsbereitschaft, Vergeben und Neubeginn sind täglich gefordert. Dazu muss man auch Opfer bringen.
In den Pfarreien und Seelsorgebereichen sollen die Familien zueinander aufbrechen. Das meint, sie sollen aufeinander achten und füreinander da sein; die Familien können sich selbst am besten helfen. Sie müssen in gegenseitiger Wahrnehmung und Solidarität so miteinander verbunden sein, dass keine Familie allein gelassen ist und ohne Hilfe bleibt. Manche Scheidung und das Zerbrechen einer Familie wären zu verhindern, wenn die Familien sich mehr untereinander stützen würden. Es könnten sicher manche Familiendramen, Vernachlässigungen, Misshandlungen und Tötungen von Kindern verhindert werden, wenn ein Netz der Achtsamkeit und des Vertrauens in unseren Pfarreien vorhanden und dicht genug verknüpft wäre.
Ich wende mich auch an die Großelterngeneration! Stellen Sie sich für Ihre Kinder und Enkel als Gesprächspartner zur Verfügung. Teilen Sie ihnen mit, wie Ehe und Familie gelingen können. Geben Sie Ihre Erfahrungen an die jüngere Generation weiter. Stehen Sie den jungen Familien mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Seien Sie bereit zum Babysitten, zum Hausfrauen- und Hausmannsdienst. Mischen Sie sich nicht ein, aber bieten Sie sich an. Die Eltern und Großeltern können auch die heute oft verunsicherten jungen Menschen ermutigen, eine Ehe einzugehen, sich auch kirchlich trauen zu lassen und eine Familie zu gründen. Sie können den Jungen weitersagen, wie schön und erfüllend es ist, Kindern das Leben zu schenken. Beten Sie auch für Ihre Kinder, Enkel und alle jungen Menschen.
Euch, liebe Kinder und Jugendliche, sende ich einen besonders herzlichen Gruß. Ich bitte Euch, alles zu tun, dass es in Eurer Familie schön ist. Dafür müsst Ihr auch selbst Zeit und Phantasie investieren und auch auf das eine oder andere Freizeitangebot oder Vergnügen verzichten. Euer Einsatz für Eure Familie lohnt sich und ist wichtig. Ich wünsche Euch viele gute Erfahrungen in Eurer Familie, eine glückliche Kindheit und Jugend.
Gott, der Schöpfer und Erhalter der Menschheit, hat Ehe und Familie gestiftet. Jesus Christus hat die christliche Ehe zu einem Sakrament erhoben. Die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau mit ihren Kindern wird in der kirchlichen Trauung mit der Liebe Gottes beschenkt, die unzerstörbar ist und in allen Anfechtungen Bestand hat. Die Familie ist eine Gemeinschaft mit besonderen Vorzügen. Sie soll auch nach außen ein Zeugnis für die Liebe Gottes zu den Menschen geben. Die christliche Familie wirkt so evangelisierend und missionarisch.
Liebe Mitchristen in der Erzdiözese Bamberg! Ehe und Familie sollen, zusammen mit der Sorge um neue Berufungen für den priesterlichen Dienst und das Ordensleben, im Mittelpunkt unserer Pfarreien und Seelsorgebereiche stehen. Der Familiensonntag 2008 ruft erneut dazu auf. Ich bitte Sie, alles zu tun, damit Ehe und Familien oberste Priorität in unserem Erzbistum haben. Alle unsere Pfarreien sollen das Prädikat „familienfreundlich“ anstreben.
Es grüßt Sie alle und sendet Ihnen den Segen Gottes, + des Vaters, + des Sohnes und + des Heiligen Geistes
Ihr Erzbischof
Dr. Ludwig Schick
20.01.08: Hirtenwort zum Familiensonntag 2008 - Gnade und Friede allen Familien (pdf, 21 KB)