Liebe Schwestern und Brüder! 1. Der Prager Philosoph, Soziologe und Theologe Tomáš Halik, der während der kommunistischen Zeit im Untergrund zum Priester geweiht wurde und jahrelang nicht öffentlich wirken konnte, hat in einem Gespräch gesagt, die größte Glaubensgemeinschaft heute umfasse diejenigen, die (nur) bekennen: „Irgendetwas Höheres muss es doch geben.“ Dieses Glaubensbekenntnis, sofern es überhaupt eines ist, rückt Gott in weite Ferne und macht ihn zu irgendetwas Undefinierbarem, zu einem Nobody. Zu diesem „Höheren“ bekennt sich diese Glaubensgemeinschaft, weil doch „irgendetwas Höheres“ am Anfang der Schöpfung, des Menschen und der Geschichte stehen muss, das auch unser Leben und die Welt lenkt. Ansonsten wäre alles unerklärlich und ohne Ursprung und ohne Vollendung. Aber dieses „irgendetwas Höheres“ ist zugleich für den Menschen irrelevant. Er kann tun und lassen, was es will; er muss irgendwie selbst mit sich, seinem Leben und seiner Welt zurechtkommen.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Schönfelder und Freienfelser, liebe Mitbrüder im Geistlichen Dienst, Schwestern und Brüder! 1. „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt.“ Dieser Satz stammt von Otto von Bismarck. Er umschreibt nicht gänzlich, aber doch charakteristisch, das Leben und Wirken von Pfarrer Krefft. Er fürchtete Gott, er hatte Ehrfurcht vor IHM, deshalb fürchtete er ansonsten nichts und niemanden in der Welt. 2. Mit großer Dankbarkeit und Anerkennung feiern wir heute die Eucharistie, die Danksagung, für den ältesten Priester unseres Erzbistums - er stand im 101. Lebensjahr -. Er war auch der Pfarrer des Erzbistums Bamberg, der die längste Dienstzeit aufzuweisen hat. Bis zu seinem 97. Lebensjahr war er Pfarrer über 50 Jahre lang. Vor allem in den letzten sieben Jahren war ich Pfarrer Krefft persönlich sehr verbunden und habe versucht, dazu beizutragen, dass es ihm auch im hohen Alter gut ging und er zur Vollendung gelangen konnte. Am letzten Mittwoch ist er zu Gott heimgekehrt.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinden St. Karl und St. Otto! 1. Die Pfarrei ist die kleinste Zelle der Kirche. Wie es auch im menschlichen Körper ist, müssen gerade die kleinsten Zellen lebendig und aktiv sein, damit der ganze Körper lebt und wirken kann. Lassen Sie uns am 90. Weihetag von St. Karl ein wenig miteinander über das, was Kirche ausmacht und welche Aufgabe sie hat, nachdenken. Dabei dürfen wir zum Vergleich auch Staat und Kommunen heranziehen. 2. Jede Gemeinschaft und jede Gesellschaft von Menschen, die leben und wirken will, muss auf fünf Säulen stehen und fünf Voraussetzungen erfüllen. Das sind folgende: 2.1 Sie muss ein „Grundgesetz“ haben, das Basis und Ziel der Gemeinschaft definiert. Wir kennen es von der Verfassung unserer Bundesrepublik Deutschland. Das Grundgesetz der Kirche, das in jeder Pfarrei gelten muss, ist das Hauptgebot Jesu der Gottes- und Nächstenliebe, das die Zehn Gebote zusammenfasst.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Jugendliche! 1. Warum soll ich Priester werden? Warum Diakon? Ordensfrau/-mann? Warum Gemeinde-/Pastoralreferentin, -referent? Religionslehrerin oder Religionslehrer? Oder warum in der Caritas mitarbeiten? Die Antwort ist für alle zunächst einmal die gleiche: „Der Herr braucht ihn“ (Mk 11,3). Wisst Ihr, wer das gesagt hat? Und bei welcher Gelegenheit?“ Jesus sagte denen, die ihm für den Einzug in Jerusalem einen Esel besorgen sollen: Sag dem Besitzer des Esels: „Der Herr braucht ihn“. Und so ist es auch geschehen. Der Besitzer gab den Esel den Jüngern und Jesus konnte auf ihm in Jerusalem einreiten. 2. Der Herr braucht heute Priester, Diakone, Ordenschristen, pastorale Mitarbeiter/-innen, Religionslehrer/-innen und caritative Dienste, damit er zu den Menschen reiten bzw. kommen kann, wie damals in Jerusalem. Und die zweite Antwort lautet: Die Menschen, die Gesellschaft und die Schöpfung brauchen ihn, den Herrn, und deshalb diejenigen, die ihn zu den Menschen bringen. Ohne Jesus Christus und deshalb ohne geistliche Berufe, die dazu da sind, die Kirche mit ihren Diensten am Leben zu erhalten, gehen Menschsein, Menschheit, Gesellschaft, Geschichte und Schöpfung nicht. Die geistlichen Berufe müssen auch so etwas, wie „Eselsexistenzen“ sein. Der Esel ist treu, ist zäh, er hält durch. „Wo die Pferde versagen, schaffen es die Esel,“ hat Papst Johannes XXIII. einmal gesagt. Der Esel bleibt auch bei seinem Herrn und dient ohne Stolz und Eigensucht. Die Welt braucht die Kirche, Leib Christi und Volk Gottes, damit das Evangelium, die Frohe Botschaft vom guten Gott, der alle Menschen liebt und allen Menschen aufträgt, einander zu lieben, damit Glaube, Hoffnung und Liebe lebendig bleiben und Navisystem unserer Gegenwart, der Zukunft und der Geschichte sind. Die Menschen und die Menschheit brauchen die Kirche, damit die Trauernden getröstet, die schuldig Gewordenen neu beginnen, die Orientierungslosen Richtung finden, die Schwachen Stärkung erlangen, die Notleidenden Brot, Wasser, Kleidung erhalten und die Sterbenden zum ewige Leben kommen.
Liebe Mühlhäuser und ehemalige Mühlhäuser, lieber Pater Gabriel und Domkapitular Dr. Günter Raab, Familie Pröls, Schwestern und Brüder! 1. Vielleicht begehen wir heute in Mühlhausen etwas Erstmaliges und Einmaliges, etwas, das ins Guinnessbuch der Rekorde und in die Geschichtsbücher gehört. Dass eine Werkstatt 70 Jahre als Gottesdienstraum genutzt wird, hat es wohl noch nie gegeben. Dass diese Nutzung durch jedes Auf und Ab der Geschichte der Kirche und der gesellschaftlichen Entwicklung in den letzten 70 Jahren und auch der Familie Pröls geblieben ist, ist fast ein Wunder. Und dass diese Werkstatt, die zur Kirche geworden ist, nach 70 Jahren sowohl die zivile Anerkennung durch den Denkmalschutz als auch die kirchliche durch einen Kirchentitel, nämlich den Titel „Heiliger Josef, der Arbeiter“ bekommt, ist geschichtsträchtig, reif für die Geschichtsbücher. Ich beglückwünsche Sie dazu, freue mich mit Ihnen und danke von ganzem Herzen ganz besonders der Familie Pröls, allen ehemaligen Pfarrern und heute Pater Gabriel, der sich für den Erhalt der Notkirche sowie für ihre zivile und kirchliche Anerkennung, für die regelmäßigen Gottesdienste und das Patrozinium eingesetzt hat und einsetzt.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Wallenfelser und Frankenwälder, liebe Resurrektionisten! 1. Für Euch, liebe Mitbrüder aus dem Orden der Resurrektionisten, zumindest für die, die nicht in Bayern tätig sind, ist es wahrscheinlich fremd, heute am 1. Mai, das Fest der Patrona Bavariae, der Schutzfrau Bayerns, zu feiern. Für uns hier ist es aber ein Muss, besonders im Jahr 2017, in dem sich zum 100. Mal dieses Fest jährt. Es wurde im Ersten Weltkrieg eingeführt. 1916 erbat der bayerische König Ludwig III. es vom Friedenspapst Benedikt XV. Die Muttergottes sollte Bayern und der Welt Frieden bringen und die Gefahren des Krieges abwenden. Der Papst gewährte das Fest. Am 14. Mai 1917 wurde es zum ersten Mal in ganz Bayern gefeiert. Durch einen Beschluss der Freisinger Bischofskonferenz 1970 wurde es auf den 1. Mai gelegt und verdrängt seither in Bayern das Fest des hl. Josef, des Arbeiters. Am 13. Mai dieses Jahres wird das Jubiläum „100 Jahre Patrona Bavariae“ in München an der Mariensäule festlich begangen.
Liebe Schwestern und Brüder in Oberleiterbach! 1. Mit Ihnen freue ich mich, dass Ihre schöne, kostbare St. Laurentius-Kirche, die heuer ihr 500-jähriges Bestehen feiern kann, nach der Renovierung nun wieder für die Gottesdienste zur Verfügung steht. Jetzt können erneut die Eucharistie und alle anderen Sakramente und gottesdienstlichen Feiern in diesem schönen und würdigen Raum begangen werden. 2. Unsere Kirchen sollen sowohl funktionsgerecht als auch schön sein. Zur Funktionsfähigkeit gehört, dass in ihnen alles vorhanden ist, was für die Gottesdienste notwendig ist. Dazu gehört vor allem der Altar, auf dem wir in der heiligen Messe den Tod Jesu verkünden und seine Auferstehung preisen; vom Altar her empfangen wir das Brot des Lebens. Zur Funktionsfähigkeit einer Kirche gehört auch ein Ambo, von dem aus wir das Wort Gottes hören und in der Predigt ausgelegt bekommen. Es gehören die Bänke dazu, auf denen wir sitzen und knien, um die Gottesdienste gut und innerlich mitzufeiern. Dazu gehört die Orgel, die unsere Lieder begleitet und unsere Herzen zu Gott erhebt. All das muss zugleich schön sein. Durch die Schönheit in der Kirche sollen wir die Schönheit Gottes erahnen. Ein Stück Himmel soll in jeder Kirche spürbar werden: in den Figuren, die den Dreifaltigen Gott und die Heiligen, die schon im Himmel sind, darstellen und in den Bildern, Ausmalungen und Verzierungen. Die Schönheit der Kirche soll unsere Herzen erheben und uns Freude am christlichen Leben schenken. Funktionsfähigkeit und Schönheit sind hier in Oberleiterbach jetzt wieder hergestellt. Dafür danken wir. Dafür ist auch das Geld nicht unnötig ausgegeben, sondern sinnvoll und gut angelegt.
Königliche Hoheit Franz von Bayern, verehrte Ritter, liebe Schwestern und Brüder! 1. Gern feiere ich mit Ihnen das Hauptfest des Königlich Bayerischen Hausritter-Ordens vom Hl. Georg. Der heilige Georg ist dem Erzbischof von Bamberg näher als dem Erzbischof von München-Freising und dem Erzbistum Bamberg näher als dem Erzbistum München-Freising. Warum? Der Bamberger Kaiserdom, erbaut von einem ehemaligen bayerischen König, dem späteren deutschen Kaiser Heinrich II., ist dem heiligen Georg und dem heiligen Petrus geweiht. Die beiden Chöre werden bis heute Georgen- und Petruschor genannt; sie bezeichnen die weltliche Herrschaft, die unter dem Patronat des heiligen Georg stand, und die geistliche, die unter dem Patronat des heiligen Petrus stand; Heinrich II. wollte beide miteinander verbinden. Bamberg ist außerdem die Diözese der Heiligen Vierzehn Nothelfer, die in Vierzehnheiligen verehrt werden. Vierzehnheiligen ist der zweitgrößte Wallfahrtsort Bayerns nach Altötting. Der Erste der Vierzehn Märtyrer und Nothelfer ist der heilige Georg. Außerdem darf der Bamberger Dom die bedeutendste Ritterstatue des Mittelalters in deutschen Landen beherbergen, den ‚Bamberger Reiter‘. Wen immer er darstellt und wer immer sich hinter der Figur verbirgt, der heilige Stefan von Ungarn, einer der Heiligen Drei Könige oder gar der wiederkommende Christus, er symbolisiert den vollkommenen Ritter, edel in Körper und Geist, in Haltung und Ausrichtung auf Gott und auf die Menschen.
Liebe Schwestern und Brüder, verehrte Damen und Herren! 1. Das Thema der Woche für das Leben 2017 umfasst drei Worte: „Kinderwunsch – Wunschkind – Designerbaby“. Kinderwunsch, ja! Den Wunsch nach Kindern sollten wir alle haben. Es ist schön, Kinder zu haben, ihre Eltern zu sein, Geschwister zu haben, Kinder im Kindergarten und in der Schule spielen, lernen und sich entwickeln zu sehen. Kinderwunsch – das sollte jede Gesellschaft prägen! Und Wunschkind – ja! Jedes Kind sollte ein Wunschkind sein. Im Wort Wunschkind steckt: gewollt, geliebt, angenommen, sich freuen, wachsen und gedeihen und dabei mithelfen. Alle Kinder sollen Wunschkinder sein, auch die Kinder mit Behinderung. Für Gott sind alle Menschen Wunschkinder. ‚Was Gott recht ist, muss uns billig sein.‘ Helfen wir den Eltern und Familien unter erschwerten Bedingungen: Denen mit behinderten Kindern, den kinderreichen Familien, den kranken Eltern etc., dass auch sie ihre Kinder als Wunschkinder sehen, annehmen und lieben können. Es liegt an uns allen, dass alle Kinder als Wunschkinder gesehen und behandelt werden. Dank und Anerkennung allen Institutionen wie der Lebenshilfe, der Caritas, der Diakonie und allen freien Trägern, die Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen unterstützen, damit sie sich als Wunschkinder fühlen. Designerbaby! Da möchte ich zunächst ein großes Fragezeichen dahintersetzen. Ob es das jemals geben wird, ist fraglich. Und wenn es möglich wäre, ist es dann gut? Nicht umsonst fehlt in diesem zusammengesetzten Wort der Begriff ‚Kind‘, stattdessen steht ‚Baby‘. Und was wird, wenn aus dem „Designerbaby“ ein Kind wird, in dem sich das Design nicht fortsetzt, es kein „Designer-Kind“ und kein „Designer-Jugendlicher“ und kein „Designer-Erwachsener“ wird?
1. „Suchen, begegnen, bezeugen“, davon verkünden die Osterberichte. Sie sind aber nicht Geschichte. Sie werden verkündet, damit wir uns 2017 darauf einlassen: Damit wir heute, morgen in unserem ganzen Leben den auferstandenen, erhöhten, lebendigen Herrn und Meister suchen, ihm begegnen und ihn bezeugen. 2. Im Evangelium sucht am Ostermorgen Maria von Magdala den Herrn, den sie tot im Grab wähnt. Durch ihren Bericht vom geöffneten Grab suchen Petrus und Johannes den Herrn. Sie finden das Grab nicht nur geöffnet, sondern auch leer. Maria Magdalena sucht weiter im Garten und begegnet ihm schließlich – dem Auferstandenen, dem Rabbuni. Der sagt ihr, sie soll diese Botschaft, dass er auferstanden ist und lebt, bezeugen. Daraufhin machen die Jünger sich auf und suchen ihn, finden ihn, begegnen ihm, bezeugen ihn.