Liebe Schwestern und Brüder! 1. Mit großem Interesse und Dankbarkeit eröffne ich mit Ihnen die „Ökumenischen Alltagsexerzitien" im Bereich unseres Erzbistums. Seit Jahren führen wir Alltagsexerzitien im Erzbistum Bamberg durch. Dieses Jahr erweitern wir sie und geben Ihnen eine „ökumenische Dimension". 2. Ich soll über das „Gebet" sprechen. Das tue ich gern. Dass ich für meine Ansprache das heutige Evangelium des Freitags nach dem Aschermittwoch der katholischen Eucharistieliturgie gewählt habe, mag dem einen oder anderen auf den ersten Blick unpassend oder sogar „abwegig" erscheinen. Natürlich gibt es in der heiligen Schrift schöne Texte, die direkt über das Gebet sprechen. Aber zumindest indirekt behandelt auch dieser das Gebet. In der christlichen Tradition gibt es verschiedene Arten des Gebetes: Den Lobgesang, das Dankgebet, die Bitten und Fürbitten. Es gibt aber auch die Klagegebete, das Seufzen vor Gott, das stumme Dasein vor ihm in Trauer und Leid.
1. „Die Verwandlung der Welt", so lautet das heutige Thema des „Aschermittwochs der Künstler" im Erzbistum Bamberg. Bei der Verwandlung der Welt soll die Poesie helfen, so der Untertitel „Vom inspirierenden Potential der Poesie". Poesie besteht aus Worten, so wie die Literatur insgesamt. In den Worten soll inspirierendes Potential zur Verwandlung der Welt stecken. Hinsichtlich der „Worte" gibt es aber in unserer abendländischen Tradition sowohl eine große Erwartung als auch zugleich eine tiefe Skepsis, die zu weitreichenden Warnungen führt. In Goethes Faust heißt es: „Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns Taten sehen!". „Worte, nur Worte", oder „Worte und nichts dahinter", oder „Worte können töten", sagen Sprichwörter. Es ließen sich aus unserer Tradition viele weitere Beispiele anführen, die dem Wort keine „Verwandlung der Welt" zutrauen. Manchen Worten wird „Verzauberung" zugesprochen, aber nicht „Verwandlung", besonders in der Minneliteratur, in Komödien und Dramen sowie in der Poesie. Worte verzaubern Menschen und Dinge, aber verwandeln nicht die Welt.
1. „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ Wer kennt nicht diesen Spruch des heiligen Johannes Bosco? Don Bosco war ein fröhlicher Mensch. Er hat die Weisung des heiligen Paulus: „Freut euch im Herrn, zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch!“ (Phil 4,4) gelebt. Don Bosco ist ein so sympathischer Heiliger, dass viele so sein möchten wie er.
1. „Christus wurde vom Vater gesandt, „den Armen frohe Botschaft zu bringen, zu heilen, die bedrückten Herzens sind“ (Lk 4, 18), „zu suchen und zu retten, was verloren war“ (Lk 19, 10). In ähnlicher Weise umgibt die Kirche alle mit ihrer Liebe, die von menschlicher Schwachheit angefochten sind, ja in den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild dessen, der sie gegründet hat und selbst ein Armer und Leidender war. Sie müht sich, deren Not zu erleichtern, und sucht Christus in ihnen zu dienen“. So heißt es in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen Gentium 8. Kirche soll Caritas sein, das ist die Kernaussage dieses Textes. Das Dekret über das Laienapostolat Apostolicam Actuositatem des Zweiten Vatikanischen Konzils stellt fest: „Der barmherzige Sinn für die Armen und Kranken und die sogenannten caritativen Werke, die gegenseitige Hilfe zur Erleichterung aller menschlichen Nöte, stehen deshalb in der Kirche besonders in Ehren“ (AA 8). Dazu trägt es allen Christgläubigen auf: „Die Laien mögen also die Werke der Liebe und die Unternehmungen der sozialen Hilfe, private oder öffentliche, auch die internationalen Hilfswerke hochschätzen und nach Kräften fördern“ (AA 8). Die Bischöfe speziell verpflichtet das Zweite Vatikanische Konzil im Bischofsdekret Christus Dominus: „Bei ihrer Verkündigung sollen sie die mütterliche Sorge der Kirche um alle Menschen, seien sie gläubig oder ungläubig, unter Beweis stellen und sich mit besonderer Sorge der Armen und Schwachen annehmen; ihnen die Frohbotschaft zu verkünden, hat der Herr sie gesandt“ (CD 13). Das Erzbistum Bamberg will 2013 das „Jahr des Glaubens“ begehen auf der Basis der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils. Sie verpflichten uns, die Kirche, die Bischöfe, die Priester und Diakone, Ordenschristen und alle Gläubigen eine Kirche der tätigen Liebe, der Caritas, zu bilden. Darum wollen wir uns bemühen.
1. Heute bin ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge „- wie man so sagt -“ nach Kronach ins Oblatenkloster gefahren. Ich habe diesen Termin vereinbart, um meine Freude und meinen Dank auszudrücken, dass Pater Stefan Obergfell, den ich am 6. Dezember 1999 in Hünfeld zum Priester weihen durfte, zum neuen Rektor des Oblatenklosters St. Heinrich in Kronach berufen wurde. Heute darf ich nicht nur für den neuen Rektor danken, sondern muss auch dafür dankbar sein, dass er zum Provinzial der Kongregation der Oblaten ernannt worden ist. Das bedeutet - leider Gottes - aber auch, dass er bald wieder von Kronach Abschied nimmt.
1. Wir feiern diese Liturgie in der „Woche der Einheit der Christen“. In Deutschland wird - verständlicher Weise - in der Ökumene meist nur die Einheit mit den protestantischen Konfessionen in den Blick genommen. Wichtig ist aber ebenso die Einheit mit den orientalischen oder orthodoxen Kirchen, wie sie sich selbst nennen, anzustreben. Wir alle wissen, dass dies auch einfacher ist. Durch die gemeinsame Eucharistie- und Sakramentenlehre, die Auffassung vom Dienstamt der Bischöfe und Priester in der Kirche - das Papstamt einmal ausgenommen -, die Verehrung der Heiligen, vor allem der Gottesmutter, die Anerkennung der Konzilien des ersten Jahrtausend, und die Theologie der Kirchenväter und ihrer Spiritualität sind wir eng miteinander verbunden. Darauf weist auch das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils „Unitatis redintegratio“ hin.
1. Mein Besuch zur Feier des 625-jährigen Weihejubiläums dieser Kirche „Unsere Liebe Frau“ in Bamberg und zur Danksagung für den Abschluss des ersten und sicher wichtigsten Bauabschnitts der Oberen Pfarre ist bekanntlich mehrfach verschoben worden. Aus bautechnischen Gründen waren diese Verschiebungen notwendig. Aus theologischen, liturgischen und spirituellen Gesichtspunkten sind sie im Nachhinein providenziell. Es ist eine Gnade, dass wir heute am „Fest Taufe des Herrn“ das 625. Kirchweihjubiläum und den Abschluss der Renovierung feiern dürfen.
„Nichts ist dem Menschen so unerträglich, als wenn er sich in vollkommener Ruhe befindet, ohne Leidenschaften, ohne Beschäftigungen, ohne Zerstreuungen, ohne Betriebsamkeit. Dann fühlt er seine Nichtigkeit, seine Verlassenheit, seine Unzulänglichkeit, seine Abhängigkeit, seine Ohnmacht, seine Leere“ (Blaise Pascal). Blaise Pascal, Naturwissenschaftler und Mystiker – er lebte von 1623 bis 1662 – beschreibt, wie es vielen Menschen geht, vielleicht auch uns. Wir können das Innehalten, die Stille, die Zeit, in der nichts los ist, nicht ertragen. „Wenn nichts los ist, ist der Teufel los“; gerade in der vorweihnachtlichen Zeit und an Weihnachten spüren das viele Menschen. Deshalb möchten nicht wenige das Fest am liebsten umgehen, besonders junge Menschen. In der vorweihnachtlichen Zeit kann man sich ja noch durch Geschenkekauf, eine Advents- oder Weihnachtsfeier nach der anderen, durch die Hektik, die man sich selbst macht oder in die man sich hineinziehen lässt, die unerträgliche Stille umgehen. Aber an Weihnachten selbst – da geht oft nichts mehr.
Liebe Schwestern und Brüder hier im Dom und in der ganzen Erzdiözese! „Glaube, der in der Liebe wirksam wird …“ (vgl. Gal 5,6), unter dieses Wort des heiligen Paulus möchte ich das kommende Jahr in unserer Erzdiözese Bamberg stellen. Es ist ein Schlüsselwort der Theologie und Spiritualität des heiligen Paulus, der im Galaterbrief schreibt: „Denn in Christus Jesu kommt es […] darauf [an], den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam wird“ (Gal 5,6). Ich möchte Ihnen, liebe Mitchristen, dieses Wort ans Herz legen. Es soll uns sowohl Richtschnur für das Jahr des Glaubens sein, das Papst Benedikt XVI. ausgerufen hat, als auch Leitmotiv für die Caritas oder „Zivilisation der Liebe“, die unser Erzbistum Bamberg bestimmen soll und die wir im kommenden Jahr erneuern wollen. Wie können wir den Glauben erneuern? Er ist Geschenk Gottes, für das wir aber empfänglich sein müssen. Wie werden wir empfänglich? Sechs Voraussetzungen möchte ich benennen.