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Ansprache von Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick für Radio Vatikan zum Fest Erscheinung des Herrn

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer am Radio Vatikan!

1.
Zunächst möchte ich Ihnen allen „für die restlichen Tage“ des neuen Jahres noch von Herzen Gottes Segen wünschen. Möge über Ihnen allen in 2003 ein guter Stern stehen, der Ihnen viele frohe Stunden beschert. In schweren und leidvollen Tagen soll er Ihnen Trost und Hoffnung verheißen. Ein guter Stern möge Sie das ganze Jahr hindurch begleiten und Sie zu vielen guten Zielen hinführen.

2.
Zum Fest Erscheinung des Herrn gehört der Stern dazu. Sein Erscheinen war der Anlass für die Wanderung der Drei Weisen aus dem Morgenland nach Palästina. Ihm folgend suchten sie in Jerusalem im Königspalast den neugeborenen König der Juden. Dort war er aber nicht. Vom Stern geführt, fanden sie ihn schließlich im Stall vor den Toren Bethlehems, im Kinde von Maria aus Nazareth. Das erfüllte sie mit „sehr großer Freude“, wie der Evangelist Matthäus berichtet. Die drei Weisen fielen vor dem armen Menschenkind nieder und schenkten ihm die königlichen Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe.

3.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Sie kennen sicher das derzeit häufig gebrachte Wort „nachhaltig“? Es bedeutet: Ein Ereignis oder eine Tat haben Folgen, die lange anhalten. Es gibt meines Erachtens kein anderes Fest der Christenheit, das so nachhaltig wirkt, wie das Fest Erscheinung des Herrn. Seit der Stern die Drei Weisen aus dem Morgenland auf den Weg brachte, setzt er immer wieder Men-schen in Marsch, regt Gedanken und Aktionen an. Ein Beispiel dafür ist die Stern-singeraktion. In Deutschland, Österreich, Schweiz und auch in anderen Ländern ziehen in diesen Tagen wieder die Sternsinger durch unsere Straßen. Mädchen und Jungen, Jugendliche und junge Erwachsene verkleiden sich als Kaspar, Melchior und Balthasar. Sie gehen hinter dem Sternträger her, bezeichnen die Häuser und Wohnungen mit dem C (für Caspar) M (für Melchior) B (für Balthasar). CBM könnten aber auch als die Anfangsbuchstaben von Christus mansionem benedicat gelten - „Christus möge das Haus segnen“. Dazu schreiben die Sternsinger die Jahreszahl 2003 und rahmen die Buchstaben und Zahlen mit Kreuzen ein. Sie wollen den Menschen in ihre Wohnungen Segen bringen. Sie verkünden mit Liedern, dass der gute Stern Gottes auf Erden erschienen ist, Jesus Christus. In ihm ist allen Menschen guten Willens, Vergebung der Sünden, Friede und Freude, Heil und Segen geschenkt.

Bei diesen Hausbesuchen erbitten die Sternsinger eine gute Gabe für die Kinder und Familien, deren Leben unter keinem guten Stern steht. Davon gibt es viele auf der Welt in unseren Tagen. Tausenden und Abertausenden fehlt in Afrika und Lateinamerika das nötigste an Nahrung, Wasser und Kleidung. Krieg und Katastrophen machen viele zu Flüchtlingen und Emigranten. Not und Elend zwingen Kinder in Asien und Osteuropa zu schwerer Arbeit oder gar dazu, sich von Erwachsenen missbrauchen zu lassen. Auch diesen soll ein guter Stern aufgehen und über ihrem Leben scheinen. Dafür setzen sich die Sternsinger ein und sammeln gute Gaben.

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Lassen Sie sich die gute Nachricht vom guten menschenfreundlichen „Gott mit uns“ in Jesus Christus bringen. Helfen Sie auch den Sternsingern mit einer großzügigen Spende, damit diese den Kindern und Familien in Not einen guten Stern aufgehen lassen können.

4.
Neben Werken der Nächstenliebe hat das Fest Erscheinung des Herrn aber noch andere „nachhaltige“ Wirkungen hervorgebracht. Es war immer und ist bis heute Anlass für Mission und Evangelisation. „Wenn die Sehnsucht in fernen Völkern nach dem neuen Stern Jesus Christus, Gottes Sohn, Heil der Welt so groß ist, dass sich drei Weise auf den langen Marsch bis nach Palästina machen, dann sind wir Christen verpflichtet, den Menschen überall den Glauben zu bringen,“ so dachten und denken viele. „Der Stern des guten Gottes, des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe soll allen scheinen.“ Deshalb haben sich zu allen Zeiten Frauen und Männer aufgemacht, um den Nichtglaubenden die frohe Botschaft des Evangeliums zu brin-gen.

5.
Eine weitere nachhaltige Folge hat das Fest der Erscheinung des Herrn und die Weisen aus dem Morgenland gehabt. Sie haben zu Toleranz, zum Dialog und zum Frieden angeregt! Wie? Es gibt im Heiligen Land nur eine christliche Kirche, die nie von den Muslimen zerstört wurde: die Geburtskirche in Betlehem. Grund dafür ist ein Fresko in ihr, das die Drei Weisen als gelben Asiaten, schwarzen Afrikaner und weißen Europäer darstellt. In diesem Bild sahen sich die muslimischen Araber anerkannt und geehrt. Deshalb zerstörten sie die Geburtskirche nicht. Die drei Weisen aus verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen Hautfarben friedlich vereint auf der Suche nach Gott haben seither zum Dialog der Wahrheit zwischen allen Menschen, zwischen allen Rassen und Religionen aufgefordert. Der Dialog, den der Heilige Vater so sehr wünscht, ist notwendiger denn je, damit Friede wird.

6.
Eine weitere Nachhaltigkeit: Erscheinung des Herrn ist das Weihnachtsfest der Ostkirche. Die ganze Christenheit muss mit zwei Lungen atmen, der östlichen und der westlichen. Sie haben unterschiedliche spirituelle und liturgische Traditionen, die sich gut ergänzen und bereichern. Das Fest Erscheinung des Herrn macht uns das deutlich und verpflichtet uns, beide Traditionen anzuerkennen und zu vereinen.

7.
Fundament von all diesen nachhaltigen Wirkungen des Epiphaniefestes ist das Zeugnis, dass im Kinde von Bethlehem, im Knaben, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von Nazareth und im Prophet und Gottesknecht in Galiläa und Judäa, der Sohn Gottes erschienen ist. In ihm ist alle Weisheit Gottes den Menschen zuteil geworden. In ihm sind alle Prophezeiungen des Alten Bundes und aller Religionen erfüllt. In ihm hat Gott sich end-gültig der Menschheit offenbart. In keinem anderen Namen ist der Menschheit Heil geschenkt. Er ist der Stern, der aufgegangen ist und nie wieder untergeht, zum Heil der ganzen Menschheit.

8.
Zuletzt hat der Stern, der die Drei Weisen führte, auch immer auf die letzte Bestimmung des Menschen hinge-wiesen, auf sein ewiges Leben bei Gott, das dem zuteil wird, der dem Stern Jesus Christus zu seinem Lebzeiten folgt.

9.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Der Stern, der die Weisen aus dem Morgen-land führte, wirkt bis heute nachhaltig und muss es weiterhin tun. Folgende Legende legt uns das ans Herz. Als die Drei Weisen das Kind in der Krippe gefunden hatten, fiel der Stern vom Himmel und lag vor ihren Füßen. Da sagte der erste Weise: endlich sind wir am Ziel. Und der zweite fügte hinzu: und für den Rückweg brauchen wir keinen Stern. Der dritte aber meinte: wir müssen den Stern wieder an den Himmel bringen, damit er allen den Weg zeigt. Der Stern von Bethlehem muss am Himmel bleiben. Wir alle müssen durch unser Glaubenszeugnis dazu beitragen. Ihnen allen ein gesegnetes nachhaltiges Fest Er-scheinung des Herrn.

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