Mit weiter sinkenden Einnahmen aus der Kirchensteuer wird gerechnet – Ausgleich nur durch Entnahmen aus Rücklagen
Einen gegenüber dem Vorjahr spürbar reduzierten Haushalt hat der Diözesansteuerausschuss des Erzbistums Bamberg für 2004 beschlossen. Der neue Haushalt der Erzdiözese umfasst eine Gesamtsumme von 138 Millionen Euro. Das sind rund neun Millionen Euro oder 6,1 Prozent weniger als 2003. Anlass sind die sich seit Jahren verschlechternden Einnahmen aus der Kirchensteuer, aus denen der Haushalt nach wie vor zu drei Vierteln finanziert wird. So habe sich nach Auskunft von Ordinariatsrat Werner Sterzinger, Leiter der Hauptabteilung Finanzen, das Kirchensteueraufkommen im vergangenen Jahr mit knapp 101,4 Millionen Euro auf dem Niveau von 1991 bewegt. Für 2004 wird mit einer Einnahme von nur noch 94 Millionen Euro gerechnet.
Sorgen bereitet der Erzdiözese die sinkende Katholikenzahl, die 2003 von 768.000 auf 757.000 zurückging. Dabei macht sich laut Sterzinger auch der Wegzug aus der Diözese bemerkbar, vor allem in den ehemaligen Zonenrandgebieten. Bei den Kirchenaustritten, beklagte auf der Haushaltspressekonferenz Finanzdirektor Prälat Herbert Hauf, verabschiedeten sich gerade Berufstätige. So verließen die katholische Kirche in der Erzdiözese vergangenes Jahr 978 Frauen und 1281 Männer im Alter zwischen 31 und 50 Jahren.
Die Erzdiözese kann daher erneut keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Der Haushaltsplan sieht vor, fast 15,6 Millionen Euro aus der Rücklage zu entnehmen. Daneben soll ein ganzes Bündel von Sparmaßnahmen Kosten reduzieren: Der Bauhaushalt wird abgesenkt; gekürzt werden Urlaubs- und Weihnachtsgeld der Priester sowie – auf Bayernebene zwischen Dienstgebern und Dienstnehmervertretern vereinbart – das Weihnachtsgeld der Angestellten. Für freiwerdende Stellen gilt ein Wiederbesetzungsstopp. Die Zuschüsse für die kirchlichen Einrichtungen und Verbände einschließlich der Caritas werden um 10 Prozent vermindert, die Zuweisungen an die Pfarreien um fünf Prozent.
Ein Teil dieser Beschlüsse hat sich bereits vergangenes Jahr ausgewirkt. Dadurch mussten 2003 statt der vorgesehenen 15, nur 4,4 Millionen Euro aus der Rücklage entnommen werden.
Der Diözesansteuerausschuss will nach Aussage seiner Mitglieder erreichen, dass das Erzbistum in Zukunft wieder ausgeglichene Haushalte aufstellt. Daher hat er beschlossen, 2005 weitere10 Millionen Euro einzusparen. „Ohne Einschnitte im Personalbereich wird es nicht gehen,“ sagte dazu Werner Sterzinger. Denn größter Posten bei den Ausgaben sind mit fast 61 % auch in diesem Jahr die Personalkosten. „Bisher sind wir ohne Kündigungen ausgekommen,“ so Sterzinger, „aber Garantien kann keiner geben.“
Erhebliche Zuschüsse erfordern Renovierungen von Kirchen in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Neubauten von Pfarr- und Jugendheime in Coburg/St. Augustin, Hallerndorf und Isling werden mit 2,3 Millionen Euro bezuschusst. 632.000 Euro werden ausgegeben für die Einrichtung eines Pfarrwohngebäudes in Nürnberg/Hl. Schutzengel. Erweiterungen und Umbauten von Pfarr- und Jugendheime schlagen mit über 2 Millionen Euro zu Buche. Für den Bauunterhalt an Schulen in eigener Trägerschaft entstehen Kosten von 650.000 Euro. Erweiterungen und Umbauten von Kindergärten erfordern Zuschüsse von 665.700 Euro. Ein Schwerpunkt im Bauhaushalt stellen Neubauten und Sanierungen von Altenwohnheimen dar: sie werden mit über 2 Millionen Euro gefördert.
Nach wie vor bleiben Eckpunkte bei den Ausgaben die Seelsorge, soziale Dienste sowie Schule und Bildung. Für die Seelsorge an den Menschen in der Erzdiözese Bamberg wird mit insgesamt 74,6 Millionen Euro (53,9 %) ein großer Teil der Finanzmittel ausgegeben. Für soziale Dienste sind 18 Millionen Euro (13 %) vorgesehen.
Seelsorge braucht Menschen. Vor allem in 367 Gemeinen im Erzbistum. Ob im Ballungsraum Nürnberg-Erlangen, in den vielen ländlichen Diasporagebieten oder im Frankenwald. Die Ausgaben für das pastorale Personal sind stetig gestiegen. Im Jahr 1981 sah der Haushalt dafür noch 12,1 Millionen Euro vor, im Jahr 2003 waren es fast 29 Millionen Euro. In diesem Haushaltsjahr sind durch einige Einsparungen die Ausgaben mit 28,25 Millionen Euro erstmals leicht gefallen. Insgesamt betragen die Personalkosten einschließlich der Verwaltung 84,2 Millionen Euro und beanspruchen somit allein 60,9 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel.
Da viele Einrichtungen vor Ort wie Pfarreien, Kindergärten, Jugendhäuser, Verbände kaum in der Lage sind, ihre Ausgaben durch ihre eigenen Einnahmen und Eigenmittel zu decken, werden sie aus Kirchensteuermitteln mit 32,2 Millionen (23%) gefördert. Für Schule und Bildung sind 15,7 Millionen Euro (11,3 %) eingeplant. Auch für gesamtkirchliche Aufgaben wie die Unterstützung von Hilfswerken, für die Mission und für Unterstützung der Kirche im Osten werden Mittel in Höhe von 11,1 Millionen Euro (8 %) bereitgestellt.
Knapp 90 Prozent aller Einnahmen erbringen die Katholiken der Erzdiözese Bamberg durch ihre Kirchensteuerzahlungen. Darüber hinaus werden beträchtliche Gelder für die Not in aller Welt gegeben. Darauf wies Werner Sterzinger bei der Vorstellung des Haushalts hin. So wurden für die Aktionen wie Sternsinger, Adveniat, Misereor, Renovabis oder Weltmission 3,4 Millionen Euro gespendet.